Wirtschaftsstatistik

Wirtschaftsstatistik
I. Gegenstand:W. ist ein Hauptanwendungsfeld der methodischen  Statistik mit fundamentaler Bedeutung für Politik und Gesellschaft. W. kann als Inbegriff der statistischen Methoden zur Beschreibung und Analyse von Strukturen und Prozessen des Wirtschaftsgeschehens definiert werden und umfasst auch die Ergebnisse des Einsatzes solcher Methoden. Dabei ist davon auszugehen, dass zwischen Methoden der W. und der Statistik allgemein kein grundlegender Unterschied bestehen kann. Allerdings gibt es Methoden, die vorzugsweise in der W. Anwendung finden.
II. Adressaten und Konsumenten:Die Untersuchungsziele der W. entstammen v.a. dem Informationsbedarf der Träger der Wirtschafts- und Sozialpolitik (z.B. Entwicklung der  Arbeitslosigkeit), aber auch der Unternehmungen (z.B. Entwicklung des  Außenhandel) oder der  Haushalte (z.B. Entwicklung der Lebenshaltungskosten; Verbraucherpreisindex für Deutschland).
III. Typische Probleme:In besonderer Weise stehen Fragen der statistischen Begriffsbildung (Kategorienlehre) in der W. im Vordergrund, z.B. Begriffe wie Haushalt,  Einkommen. Hierbei sind aus der ökonomischen Theorie stammende Begriffe so weit wie möglich angesichts der Möglichkeiten und Grenzen der Vorgehensweisen der W. zu operationalisieren ( Adäquation). Neben der Ermittlung von Umfängen und Strukturmerkmalen von Beständen wirtschaftlicher Einheiten (Strukturstatistik) gehört bes. die Erfassung von Verläufen, etwa Veränderungen von  Preisniveaus oder Unternehmensgrößen (Prozessstatistik), zur W.
IV. Träger:Hauptträger der W. ist die  amtliche Statistik Deutschlands ( Statistisches Bundesamt; Landesämter; statistische Ämter der größeren Städte; Ministerien). Hinzu kommen supranationale Institutionen wie  EU, UNO,  FAO oder  ILO. Daneben wird W. auch von den  Industrie- und Handelskammern, den  Handwerkskammern, den  Arbeitgeberverbänden und den  Gewerkschaften durchgeführt. Ökonomische Analysen auf der Grundlage von W. werden überdies von mehreren  Wirtschaftsforschungsinstituten vorgenommen. Schließlich verfügen auch größere Unternehmen, bes. Finanzdienstleister, über Abteilungen, die wirtschaftsstatistische Daten ermitteln und vergleichen.
V. Hauptarbeitsgebiete:Die wichtigsten Gegenstände der W. sind: die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung ( Erwerbstätigkeitsstatistiken), der Arbeitsmarkt ( Arbeitsmarktstatistik), die Ermittlung des Preisniveaus und seiner Entwicklung ( Preisstatistik), die Struktur und die Entwicklung der verschiedenen Wirtschaftszweige ( Wirtschaftszweigsystematik), die Ermittlung von Einkommensgrößen und der Einkommensverteilung ( Einkommens- und Verbrauchsstichprobe), die Unternehmen und Arbeitsstätten ( Arbeitsstättenzählung), der Außenhandel ( Außenhandelsstatistik), Geld und Kredit ( Kreditstatistik), Finanzen und Steuern ( Finanzstatistik). Hinzu kommt das etwas anders strukturierte Gebiet der  Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR).
VI. Ausbildung:W. ist ein wesentlicher Bestandteil der Pflicht-Grundausbildungen Statistik in den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien. Darüber hinaus wird W. an Universitäten auf fortgeschrittenem Niveau im Hauptstudium im Rahmen des Wahlpflichtfaches Statistik gelehrt.

Lexikon der Economics. 2013.

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